14.4.2018 Hotelier
Werner Zahnd führt gemeinsam mit Barbara Keiser die «Bodega Peninsula – Ihr Laden für Wein und das Buch» in Bern als kongeniales Duo. Für sie ergänzen sich die beiden Themen hervorragend, denn Beides ist Genuss für Sinne und Seele, mal anregend, mal beruhigend, auf jeden Fall berührend. Doch Werner Zahnd ist nicht nur Weinhändler, sondern auch Hotelier und Restaurantbesitzer, Aufgaben, die sich für ihn natürlich ergänzen und ihm noch mehr Spielraum für seine Weinpassion geben. Nicht umsonst hat er neben der Weinakademiker- auch die Sommelierausbildung absolviert. Und sollte es dann doch mit dem Wein einmal zuviel werden, dann ist Sport für ihn der perfekte Ausgleich – und auch dort ist er ambitioniert. Er spielt u.a. in der Schweizer „Nati des Vignerons“, wie könnte es anders sein.
Interview mit Werner Zahndvon Nadja Oehrlein und Bruno-Thomas Eltschinger
«Bodega Peninsula – Ihr Laden für den Wein und das Buch» – wie das?Weil es eine grossartige Kombination ist und viel Freude bereitet.
Wie kamen Sie auf die doch nicht zwingend naheliegende Kombination?Wenn ein Sommelier und eine Buchhändlerin zusammen ein Geschäft eröffnen, kommt diese Kombination zustande. Ausserdem hat ja beides mit Genuss, Muse, Interesse an Neuem und Kultur im weitesten Sinne zu tun.
Und wie verbinden Sie die beiden Aspekte – gibt es bestimmte Kriterien für die Wein- und die Buchauswahl, die Ihre Kunden bei Ihnen finden? Verantworten Sie alles gemeinsam oder der eine den Wein, der andere die Bücher?Wir verkaufen Weine aus Europa. Entsprechend stammen auch die Autorinnen und Autoren der Bücher aus den Ländern, aus welchen der Wein kommt. Das begrenzt das Angebot von beidem, macht es überschau- und nachvollziehbar. Die Weinauswahl treffen wir in den meisten Fällen gemeinsam, die Auswahl der Bücher ist Sache der Buchhändlerin.
Und wie gelingt es, dass das Konzept funktioniert?Mit hundertprozentiger Bereitschaft, für die Kundinnen und Kunden dazu sein, immer aktuell zu sein, mit einer schönen Präsentation der Produkte und einer kompetenten Beratung.
Und Hotelier und Restaurantbesitzer sind Sie zusätzlich – eine perfekte Ergänzung zur Bodega Peninsula?Für die Bodega Peninsula ist die Einbindung in ein gastronomisches Netz bestimmt von Vorteil, für uns als Menschen bedeutet es zugegebenermassen mehr Arbeit, mehr Herausforderungen, aber auch mehr Freude.
Was sind für Sie die wichtigsten drei Eigenschaften eines Sommeliers?Freundlichkeit, Fachwissen und das Vermögen, die Wünsche der Gäste und Kunden zu erkennen und in eine passende Empfehlung umzusetzen.
Sind Sommeliers eher Entertainer oder Verkäufer, die Gästen etwas andrehen sollen?Der Sommelier ist ein Berater für Wein und Vielem mehr zum Wohle seiner Gäste.
Warum soll Sommelier ein Trendberuf sein?Ist er bis jetzt nicht, kann er aber noch werden. Je jünger Sommeliers sind, desto lockerer wirken sie im Auftreten und treffen damit eher den Nerv der Zeit.
Was darf ein Sommelier nie sagen?Ein Sommelier sagt niemals 'Nein'. 'Gibt es nicht, hat es nicht, wird es nie geben', haben im Alltag und in der Haltung des Sommeliers keinen Platz. Vielmehr weist er mit positiven Aussagen auf Möglichkeiten hin.
Was ist die schwierigste Aufgabe eines Sommeliers?Die Brücke zwischen dem Gastgeber und dem Gast so zu gestalten, dass beide glücklich sind!
Wieviel sollte ein Sommelier in der Schweiz mindestens verdienen?Das hängt von seinem Arbeitsumfeld und seinen Aufgaben ab.
Welches war das prägendste Erlebnis in Ihrer Laufbahn als Weinhändler?Die Erkenntnis, dass an sich gut informierte und wache Menschen sich immer wieder von den Rabatt-Angeboten der Grossverteiler einnehmen lassen.
Welchen heutigen Sommelier bewundern Sie?Paolo Basso
Wie gross ist Ihr Sortiment?Unser Sortiment umfasst zwischen 200 bis 300 Weinen und etwa gleich vielen Büchern.
Ist es anstrengend berufshalber immer Wein trinken zu müssen?Das wäre toll, ist aber natürlich ein Klischee! Berufshalber degustiere ich den Wein professionell, das heisst, ich spucke den Wein nach der Analyse wieder aus. Privat schätze ich einen guten Wein zu einem feinen Essen aber durchaus.
Spielt ökologischer Weinbau bei Ihre Kunden eine grosse Rolle?Bio-Weine sind ein zunehmend wichtiger Faktor im Weinhandel. Für unsere Kundinnen und Kunden ist das Bio-Label aber in den meisten Fällen nur eines unter vielen anderen Kriterien. Sie wählen ihre Weine in den meisten Fällen nach anderen Gesichtspunkten.
Wie verkaufen Sie Naturwein oder Orange-Wein Ihren Kunden?Wir verkaufen beides nicht. Bis anhin hat keine Nachfrage bestanden.
Welche Rolle spielen Parker-Punkte für Ihr Sortiment?Keine Rolle, weil das die meisten Kunden nicht interessiert.
Nach welchen Kriterien empfehlen Sie Ihren Kunden den passenden Wein zur Speise?In jedem Fall nach der Hauptspeise, oder nach der Abfolge der Gänge. Meine Vorschläge orientieren sich an den klassischen Paarungen von Wein und Speise, an geografischen Gesichtspunkten und an den persönlichen Vorlieben des Kunden.
Was sollte Ihrer Meinung nach an erster Stelle stehen: zuerst die Weinauswahl und dann ein entsprechendes Gericht dazu zubereiten – oder das Gericht festlegen und dann den Wein dazu auswählen bzw. sich empfehlen lassen?Der Kunde wird in den meisten Fällen zuerst die Speisen festlegen und sich danach den Wein empfehlen lassen. Für unsere Anlässe und Themenabende wählen wir aber durchaus zuerst die Weine und bauen die Gerichte anschliessen darum herum. Das bedingt entsprechende Literatur oder die Recherche im Internet, ist aber sehr bereichernd und spannend, da man dabei auch auf andere Informationen zum Thema stösst.
Welche Fragen werden von Ihren Kunden meistens gestellt?Ist der Wein kräftig, hat er viel Säure, woher kommt der Wein, welcher Wein passt zu meinem Menü.
Was ist das Geheimnis eines guten Weines?Seine Vielseitigkeit und seine Komplexität.
Sind Schweizer Weine im Weinhandel gut kalkuliert?Meiner Meinung nach besteht Luft nach unten. Das Preisniveau bewegt sich für mich oft an der oberen Grenze. Dies hat aber weniger mit der Kalkulation des Handels als mit der Preisvorgabe und den Konditionen der Winzer und Winzerinnen zu tun.
Welche Trends sehen Sie im Weingeschmack junger Leute?Ich sehe keinen eigentlichen Trend, stelle aber fest, dass viele junge Menschen sehr gut informiert sind und ihren eigenen Geschmack bereits früh ausbilden.
Welche Weingebiete oder Regionen sind die zukünftigen positiven Überraschungen?Die nördlichen Regionen der Schweiz, Deutschland und die Länder östlich von uns bis hin ans Schwarze Meer.
Welches sind Ihre Weinfavoriten für Schweizer Weine?Ein guter Schweizer Wein ist immer ein Favorit.
Welcher ist für Sie der beste Schweizer Schaumwein?Der 'Scampagna' von Peter Wegelin aus Malans, ein Riesling-Silvaner und der 'Refolo' von Moncucchetto aus Lugano, Chardonnay und Pinot Noir.
Von welchem Wein haben Sie am meisten in Ihrem privaten Weinkeller?Welcher private Weinkeller? Die Weine sind in den klimatisierten Kellern der Bodega Peninsula besser gelagert und die Auswahl ist grösser :-)
Welche zwei Weine würden Sie auf die einsame Insel mitnehmen?'Luigi e Giovanna' und 'Polvento', beide aus Umbrien. Mit den zwei Spitzen-Weinen verbinden mich grossartige Erlebnisse mit Freunden und der Winzerfamilie aus Orvieto.
Welche Winzer sind Ihnen die liebsten und warum?Die Spanier, weil sie immer wieder für Überraschungen sorgen, wegen der Sprache und den Beziehungen zu ihnen. Grundsätzlich sind mir aber alle innovativen, sorgfältigen und unabhängigen Winzer lieb.
Welches ist Ihr persönliches Lieblings-Weinland, ausser der Schweiz, in Europa?Spanien
Was ist Ihr Hobby?Fussball, Reisen und Skifahren
Ihre Lieblingsmusik?Rock, Country und leichte klassische Musik
Ihr Lieblingsessen?Pulpo Gallego, Landküche und mediterrane Küche
Mit welcher Persönlichkeit auf der Welt würden Sie eine Flasche Petrus trinken?Mit keiner Persönlichkeit, sondern mit Familie und Freunden. Das macht genauso Spass!
Was ist Ihr Lebensmotto?Die Frage ist nicht: 'Machen wir es?', sondern, 'Wie machen wir es?'
Was halten Sie für Ihren grössten Vorzug bzw. Ihren grössten Fehler?Mein Wissen. Essen und Trinken.
Welchen Luxus leisten Sie sich gelegentlich?Wunderbare, schöne und ruhige Ferien
Was bringt Sie auf die Palme?Eine Leiter, geht leichter als klettern.
Welches Kompliment hören Sie am liebsten?Komplimente von zufriedenen Kunden.
Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?Mit Pickel und Schaufel!
Sie gewinnen eine Million Franken, was würden Sie damit tun?Anlegen und vermehren.
Was schätzen Sie am Schweizer Sommelier-Verband besonders?Die sehr gute Zusammenarbeit im Vorstand, das professionelle Auftreten an den verschiedenen Anlässen.
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