Gewählt: Unsere neue Präsidentin
- 29. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Mai

Artikel von Peter Keller, Weinredaktor NZZ
Die Weinfachfrau Alexandra Banhidi ist zur neuen Präsidentin des Sommelierverbandes Deutschschweiz (SVS) gewählt worden. Im Gespräch äusserst sich die 34-Jährige zu ihren Ideen und Projekten – und verrät ihre persönlichen Wein-Geheimtipps.
Knapp 600 Mitglieder zählt der Sommelierverband Deutschschweiz. Dabei sind vor allem Sommeliers und Sommelières, Winzer und Weingeniesser. An ihrer letzten Generalversammlung hat die Organisation Alexandra Banhidi einstimmig zur neuen Präsidentin gewählt. Die Fachfrau amtet gleichzeitig als Vizepräsidentin im nationalen Verband ASSP. Sie arbeitet beim Lebensmittelgrosshändler Aligro und ist in Brüttisellen als Teamleiterin für die Bereiche Wein, Food, Nonfood und Getränke verantwortlich. Zudem ist sie Berufsbildnerin.
Im Interview spricht Banhidi über ihre Ziele und Visionen, die sie im Sommelierverband umsetzen will. Und verrät, welche Weine zu ihren Favoriten zählen.
Alexandra Banhidi, was hat Sie bewogen, sich um das Präsidentenamt zu bewerben?
Ich arbeite bereits seit 2022 im Vorstand des Verbandes und habe mich vor allem um die Veranstaltungen und Events gekümmert. Diese Aufgabe hat mir viel Spass bereitet. So war es ein naheliegender Schritt, mehr Verantwortung, die Führung zu übernehmen und für noch mehr Schwung zu sorgen.
Welche Ziele haben Sie sich für die erste Amtszeit vorgenommen?
Mir geht es vor allem darum, junge Sommeliers und Sommelières zu fördern. Aber auch Talente aus der Küche und dem Service sollen von unserer Tätigkeit profitieren können. Ich will den Austausch intensivieren und entsprechende Meetings organisieren.
Welche Rolle nimmt die Ausbildung ein?
Eine äusserst wichtige. Zurzeit gibt es zwei Sommelierausbildungen: den eidgenössischen Fachausweis sowie das Diplom unseres Dachverbandes ASSP. Wir in der Deutschschweiz haben keine Zusammenarbeit mit einer Schule, mit der entsprechende Kurse angeboten werden können. Das will ich ändern. Ein Projekt mit einer Schule in Luzern ist in Planung und hoffentlich bald spruchreif. Zudem verfolge ich ein weiteres Ziel.
Welches?
Mir ist es ein grosses Anliegen, Schweizer Weine zu fördern. Ich stelle fest, dass gewisse Sommeliers einheimische Tropfen zu wenig kennen. Dabei hat sich deren Qualität in den letzten Jahrzehnten massiv verbessert. Daher lohnt es sich, solche Weine anzubieten.
Abgesehen von Kenntnissen zu Schweizer Weinen, was zeichnet einen guten Sommelier aus?
Ein guter Sommelier sollte nie seine eigenen Vorlieben auf den Gast übertragen. Vielmehr liegt es an ihm, herauszufinden und zu spüren, was der Gast mag oder eben nicht mag. Es ist immer ein Balanceakt zwischen möglichen Empfehlungen und der Wirtschaftlichkeit eines Betriebs.
Mir fällt oft auf, dass das Angebot an glasweise ausgeschenkten Weinen dürftig ist. Besteht diesbezüglich nicht ein Bedarf?
Mit einem guten Offenweinangebot kann sich ein Restaurant oder Hotel profilieren. Ich unterstütze eine solche Dienstleistung. Diese ist aber mit Arbeit verbunden und funktioniert nur dann, wenn die Mitarbeitenden über entsprechende Kenntnisse über die ausgeschenkten Weine verfügen.
Offene Weine sind das eine. Wie sieht Ihrer Meinung nach generell eine gute Weinkarte aus?
Eine Weinkarte braucht einen roten Faden. Ideal ist ein guter Mix von verschiedenen Sorten, Stilen und Ländern, von Klassikern und Geheimtipps. Regionale Produkte gehören in jedem Fall ins Sortiment. Ich persönlich habe besonders Freude daran, wenn von einem Wein mehrere Jahrgänge erhältlich sind.
Die Geheimtipps der neuen Präsidentin
Das Herz von Alexandra Banhidi schlägt für Bubbles, edle Tropfen aus der Schweiz sowie aus ihrer Heimat Ungarn. Das sind ihre Geheimtipps:
Schaumwein: Ihr Insider-Tipp ist das Weingut Bérêche & Fils aus der Champagne, das Alexandra Banhidi durch den Schweizer Winzer Patrick Adank kennengelernt hat. Die Weine überzeugen durch Authentizität und Qualität. Banhidis Highlight aus dem Portfolio von Bérêche ist der prestigeträchtige Ay Extra Brut Grand Cru 2015, komponiert aus 75 Prozent Pinot noir und 25 Prozent Chardonnay. Er ist trocken, feinperlig, komplex und lang anhaltend. 183 Franken; über secli-weinwelt.ch.
Schweiz: Die SVS-Präsidentin ist vom Walliser Cave Mandolé begeistert. Als Mitbegründerin des Weinfestivals Planscher ist sie auf dieses Weingut gestossen, das die beiden Winzerinnen Chiara Benincasa und Lisa Traens führen. Das Duo arbeitet handwerklich präzise und mit Leidenschaft. Banhidi schwärmt vom Petite Arvine Saillon 2023, einem Juwel, das sich frisch, vielschichtig präsentiert und durch eine einzigartige salzige Mineralität geprägt ist. 23 Franken; über mandole.ch.
Ungarn: Alexandra Banhidi stammt ursprünglich aus Ungarn. In ihrer Heimat habe sich die Weinqualität in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. Ihr persönlicher Favorit ist der Nagy-Eged Egri Bikaver Grand Superior (Stierblut) 2019 der Kellerei St. Andrea in Eger. Der Rotwein aus Blaufränkisch, Cabernet franc und Merlot ist kraftvoll, elegant und charaktervoll – ein echtes Spiegelbild der ungarischen Weintradition. 62 Franken 50; über le-bouchon.ch.
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